German Open 2022
Eins steht ganz sicher fest: Wir müssen unbedingt aufhören, dritte Plätze im ersten Rennen zu segeln. Vor allem wenn man sich danach kontinuierlich verschlechtert, ist das einerseits wenig zufriedenstellend und andererseits hinsichtlich des Aufwands total ineffektiv – denn die Berichte-Schreiberei könnte man ja auch einfach jemand anderes machen lassen… Aber da wir es wieder einmal geschafft haben, versuche ich, die Ereignisse aus unserer Sicht zusammenzufassen, bevor ich sie wieder vergesse:
Die German Open fand vom 30.6. bis zum 2.7.2022 im Segelclub Eckernförde statt. Schon am Wochenende vorher versammelten sich die ersten Int. 14s dort, um ein paar Trainingsschläge zu machen. Auch wir bauten unsere „Rosie“ schon am Sonntag vorher in Eckernförde auf, weil wir Olli Voss ohnehin noch vor der Regatta unser neues Großsegel zum Vermessen übergeben mussten. Unsere Rechnung, dass wir dann am Donnerstag, an dem nur Vermessung stattfinden sollte, gar nicht anreisen müssten und einfach am Freitag in das aufgebaute Boot steigen könnten, ging glücklicherweise auf – der Losfee sei Dank. Denn es wurden nur bestimmte Boote zwangsläufig vermessen (etwa die besten fünf der letzten German Open) und dann traf es noch drei weitere, zufällig ausgeloste Boote. Letzteres hätte für uns eine zusätzliche Fahrt nach Eckernförde und einmal Mast legen und wieder reinstellen bedeutet. Glück gehabt!
Am Donnerstag verpassten wir so auch die Jahreshauptversammlung der Klassenvereinigung, von der ich mir lediglich habe berichten lassen, dass wie so häufig lange diskutiert wurde – unter anderem über auslösbare Trapezhaken und die nächsten Meisterschaftsreviere.
Am Freitagmorgen lasen wir uns im Auto die zu Hause ausgedruckte Ausschreibung und Segelanweisung durch. Erste interessante Info war, dass Check-in auch nur am Donnerstag vorgesehen war. Glücklicherweise wurde das nicht so ernst genommen und wir konnten auch am Freitag noch Bescheid sagen, dass wir da waren. Insgesamt traten 23 Teams zur German Open an, was angesichts der hohen Meldezahlen auch auf anderen Regatten eher wenig erscheint.
Als Pechvögel des Freitags dürften wohl Lukas und Gregor (besser bekannt als „die Petersens“) durchgehen, die ihr Großsegel am Freitag morgen in der großen Halle des SCE liegen ließen, während sie dort frühstückten (übrigens eine super Sache, dass es jeden Morgen Frühstück gab!). Danach bauten sie ihr Boot vollständig – bis auf das Großsegel auf – und als sie dann das Segel aus der Halle holen wollten, war die Halle abgeschlossen. Erst um 12.53 Uhr tauchte der Hafenmeister auf, der einen Schlüssel für die Halle hatte. Damit war das erste, um 13 Uhr gestartete Rennen für die beiden leider schon der Streicher.
Für uns lief es dagegen im ersten Rennen ganz gut. Es war schöner Wind und wir machten auf der Bahn offenbar auch ein paar Dinge richtig, so dass wir uns recht weit nach vorne verholen konnten. Dass es am Ende der dritte Platz wurde, entschied sich in einem spannenden Foto-Finish mit Michel und Klaas, die – so die Startschiffcrew – etwa eine Handlänge nach uns ins Ziel rutschten.
Das zweite Rennen begann etwas ungünstig mit einer Kollision in der Vorstartphase, die Stefan und Robert zum Kringeln veranlasste und uns in eine Wende zwang, nach der wir keine andere Wahl hatten, als zum Startschiff hochzufahren und zu versuchen, hier noch halbwegs rechtzeitig wegzukommen. Zum Glück gelang wenigstens das – mit der Betonung auf „halbwegs“. Es lief dann aber auch in dem Rennen gar nicht so schlecht. Die richtigste Entscheidung des Rennens war wohl eine frühe erste Halse, mit der wir einige Schiffe holen konnten. Wirklich Spaß gemacht hat es an diesem Wochenende – wie ich auch von anderen gehört habe –, dass die Klasse insgesamt momentan auf einem Niveau fährt, wo es nicht reicht, mit dem Mast nach oben über den Kurs zu segeln, um weiter vorne mitzuspielen. Vielmehr war es schon so, dass jede taktische Fehlentscheidung genauso wie jedes technische Problem sofort mehrere Plätze kostete.
Das mit dem technischen Problem erlebten wir dann im dritten und letzten Rennen des Tages. Da verabschiedete sich nämlich kurz vor dem Leegate unsere Spirolle vom Mast. Uns blieb nichts anderes übrig, als das Boot umzuwerfen und die Rolle am Masttopp wieder anzuknoten. Das kostete allerdings zu viel Zeit, weshalb das Rennen als Streichergebnis in unsere Liste Eingang nahm.
Nach drei Rennen à zwei Runden mit einer Zielzeit von einer halben Stunde war für Freitag dann auch Feierabend. Ich weiß nicht genau, wie lange wir eigentlich auf dem Wasser waren, aber es fühlte sich überschaubar an. Es ist schon ein gewisser Luxus, die einzige Klasse auf der Bahn zu sein und sofort den nächsten Start angeschossen zu bekommen, nachdem der letzte durchs Ziel gegangen (oder das Zeitlimit abgelaufen) ist. Unnötig war eigentlich nur der Regen.
Abends gab es am Club noch etwas zu essen und natürlich jede Menge Bier. Es war ein richtig netter Abend, an dem auch unsere Kinder wieder einmal Regattaluft schnupperten und von allem sehr begeistert waren (es gab ja auch Fanta ;-)).
Der Samstagmorgen begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel. Der Wind war den ganzen Tag über sehr wechselhaft, wobei wir nicht so wirklich verstanden haben, wie man hätte segeln müssen. Es fanden vier Rennen statt und ein glückliches Händchen hatten wir eigentlich in keinem dieser Rennen. Immerhin fuhren wir – anders als am Wittensee – jedenfalls durchgängig vernünftige Starts. Zumindest wenn man davon absieht, dass wir das Feld an der stark bevorteilten Tonne davonziehen ließen, um uns über die Möglichkeit zum einfachen Rauswenden am Schiff zu freuen. Letzteres wäre natürlich nur dann ein wirklicher Vorteil gewesen, wenn die rechte Seite bevorteilt gewesen wäre. Das war sie aber immer nur dann, wenn wir links waren…
Der Wind variierte nicht nur in der Richtung, sondern auch in der Stärke am Samstag ziemlich extrem. Zwischendurch hatten wir so wenig Wind, dass der Vorschoter vor dem Mast durch die Wende ging. Von demselben Segeltag berichteten sowohl Bettina und Jens als auch Olli und Eike (beides bekanntlich Teams mit nicht ganz wenig Segelerfahrung), dass sie einfach auf der Kreuz umgeweht wurden. Auch wir sind in einer Wende vollkommen sinnloserweise baden gegangen. Eine weitere Kenterung handelten wir uns durch eine Kollision mit Flora und Julius zwischen den Tonnen des Leegates ein. Die Schuldfrage haben wir noch an Land ausgiebig diskutiert, ohne ein richtig klares Ergebnis zu bekommen. Ich vermute aber, dass es richtig war, dass wir danach einen Kringel gefahren haben. Und alle sollten sich merken, dass es Sinn ergibt, anderen Booten klar anzusagen, zu welcher Tonne man zu fahren beabsichtigt, auch wenn das für einen selbst vielleicht offensichtlich ist. Glücklicherweise ist nichts Gravierendes kaputtgegangen.
Auch wenn unsere Ergebnisse nicht an diejenigen von Freitag anknüpfen konnten, war es für mich der bisher schönste Segeltag des Jahres. Es war einfach richtig tolles Segelwetter, vor allem als der Wind im letzten Rennen noch einmal ordentlich auffrischte, ohne dass uns das bei dem flachen Wasser ernsthaft Probleme bereitete. Nach dem Rennen waren die Vorschoterarme aber auch schon wieder ganz schön lang, so dass es auch okay war, dass wir relativ früh schon wieder im Hafen waren.
Dort konnten wir ausgiebig am Boot basteln, während zwei Probesegler, die extra aus Köln angereist waren, weil sie gehört hatten, dass sie die Chance bekommen könnten, auf einen Int. 14 zu steigen, über die Eckernförder Bucht fliegen durften und abends mit großem Grinsen im Gesicht beim Essen saßen. Zu essen gab es diesmal Schnitzel (bzw. für Vegetarier gefüllte Paprika) mit Kartoffelauflauf und Salat. Außerdem wurde mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass noch große Mengen des von „Deinland“ gesponsorten Freibiers vorhanden waren, die es zu beseitigen galt.
Bei außergewöhnlich milden Temperaturen liefen mindestens bis Mitternacht noch jede Menge Int. 14-Segler mit und ohne Bier im Hafen herum. Es war einfach ein richtig netter Abend mit vielen altbekannten und einigen neuen Gesichtern.
Sollte der eine oder andere am Samstag abend doch zu viel getrunken haben oder zu lange aufgeblieben sein, rächte sich das am Sonntag jedenfalls nicht. Denn es schien die Sonne, aber mehr als drei Knoten Winden wollten sich einfach nicht durchsetzen – diese übrigens aus unterschiedlichen Richtungen. Daher traf Wettfahrleiter Ralf Meier um 11 Uhr die einzig vernünftige Entscheidung, keine Boote aufs Wasser zu schicken. Postwendend nach der Entscheidung flogen Dennis Gehrlein und Lasse Nielandt auch schon in ihren normalen Klamotten ins Wasser – denn sie standen damit als Sieger der German Open 2022 fest. Auf Platz zwei folgten Michel Elle und Klaas-Lysander Baginski und auf Platz 3 Olli Voss und Eike Ehrig. Herzlichen Glückwunsch!
Außerdem geht ein herzlicher Dank an den SCE für die tolle Ausrichtung der Regatta, womit natürlich insbesondere alle Helfer gemeint sind. Wettfahrtleiter Ralf Meier hat wie immer einen tollen Job gemacht – ebenfalls ganz herzlichen Dank dafür! Und allen in der Klasse kann man auch ruhig einmal danken für sehr faires Segeln und eine tolle Gemeinschaft. Denn das macht diese Klasse – abgesehen davon, dass wir natürlich das beste Schiff der Welt segeln – einfach aus. Übrigens haben Birte und Sebastian für letzteres noch einen Sonderpreis bekommen. Denn es gibt einen Wanderpreis, den jedes Jahr ein Team bekommt, das sich besonders um den Int. 14 – Spirit verdient gemacht hat. Es handelt sich um eine Art Wäscheleine, an die jedes Team, das den Preis bekommt etwas anhängt, bevor er weitergegeben wird…
Carmen Holste
GER 81
„Rosie“