Technik Trends 2000
Das neue Jahrtausend bringt auch unseren Rüsselyachten Neues – angefangen von den Rümpfen, die trotz unveränderter Rise of floor-Regel irgendwie doch immer schmaler und schneller werden.
So sind viele der aktuellen Designs zumindest vom Unterwasserschiff ohne Maßband fast nicht zu unterscheiden – vielleicht daran, wie steil die Bordwand nach dem Knick nach oben geht. Allen aktuellen Booten ist gemeinsam, daß auf Wings als Rumpfverbreiterung verzichtet, und stattdessen mit Racks (Rohren) gearbeitet wird. Das ist leichter und genauso stabil, und falls irgendwann die Maximalbreite vergrößert wird sicherlich auch leichter anzupassen. Allerdings kann man bei Leichtwind nicht halb so bequem auf den Dingern sitzen wie auf Wings – und sein Bier kann man auf den Racks auch nicht abstellen.
Als Material für die Boote und Spars kommt fast ausschließlich Kohlefaser oder Kohle/Aramidgemisch zum Einsatz
Wie zu erwarten gab es eine unüberschaubare Vielfalt von Vordeckdesign und Innenausbau zu sehen – so hatte einer der Ovi 3s beispielsweise ein Vordeck im 49er Style, es gab Biekers mit Vordeck a la Scapa Flow, Ice oder auch einfach flach. It’s just a question of taste.
Im Bereich der Riggs dominiert CST mit seinem halbautomatischen Kohlerigg klar das Feld. Es gab zwar vereinzelt auch Angel, Bieker oder Willets zu sehen, aber die meisten Segler wollten von CST’s Technologievorsprung profitieren.
Die Mastbiegung wird nur durch Vorstagspannung und D2s kontrolliert – hat man die Spannung im Rigg richtig erwischt, öffnet das Top in einer Bö automatisch und läßt Druck aus dem Segel. Das hält einem während des Segelns den Kopf frei, weil man bei unstetigen Bedingungen nicht ständig mit trimmen beschäftigt ist. Und ein automatisches Rigg hält das Boot frei von unnötigen Trimmsystemen, es spart Geld und Gewicht.
Das alles sind Entwicklungen, die schon letztes Jahr oder früher ihren Anfang nahmen.
Eine Innovation zeigte wieder einmal Paul Bieker an seinem grünen Boot mit ausfahrbaren Racks: ein T-Foil Ruder im Mottenstyle. Das Ruder hat im unteren Drittel noch einen Querflügel, der die Längsstabilität des Bootes verbessern soll. Anders als bei den Motten muß für einen 14 der Anstellwinkel des T-Foils allerdings verstellbar sein, um auf den verschiedenen Kursen zum Wind unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen.
Statt komplizierte Mechanik in das Ruder zu integrieren hat Paul Bieker den Winkel zum Ruder fix gehalten. Muß das Foil angestellt werden, wird einfach das ganze Ruder im Ruderkopf um einen Bolzen gekippt.
Die Rennergebnisse zeigen zwar nicht zwangsläufig einen Geschwindigkeitsvorteil, allerdings waren in Beer auch nicht gerade die Bedingungen, in denen ein T-Foil Ruder einem Boot einen deutlichen Vorteil beschert – und doch ist vor Ende der WM ein zweites Ruder mit T-Foil ausgestattet worden.
Vielleicht haben wir ja bei der Euro 2001 Gelegenheit, das T-Foil Ruder und andere Entwicklung in voller Aktion zu sehen – bis dahin viele Rüsselgrüße!
Jens & Steffi – GER 96